Key Messages aus der Veranstaltung
#5 Kulturerbe total
«Bücher, ein Ort, ein Schrank. Das sind die drei Voraussetzungen für eine Bibliothek. Daraus ergibt sich die Möglichkeit einer zielgerichteten (Wissens)Ordnung.»
Werner Oechslin, Architekturhistoriker, 16. Februar 2018
«Bücher, ein Ort, ein Schrank. Das sind die drei Voraussetzungen für eine Bibliothek. Daraus ergibt sich die Möglichkeit einer zielgerichteten (Wissens)Ordnung.»
Werner Oechslin, Architekturhistoriker, 16. Februar 2018
#5 Kulturerbe total
Die Bibliothek als Wissensform
Aus: Bericht von Werner Oechslin, in: Kulturerbe total (2019). https://doi.org/10.5281/zenodo.3351489
Eine Bibliothek ist ein Gebilde, das auf Dauer angelegt ist. Ihre ureigenste Funktion ist es, uns zu überleben. Sie stiftet Gedächtnis und sie erhält die Erinnerung, indem sie den Büchern einen sicheren Ort gewährt. Sie stellt zudem dieses gesammelte Wissen dar, und zwar so, dass es möglichst ohne Umschweife, «auf einen Blick», erfahrbar wird.
Bücher sind, wie es der alte griechische Begriff der «biblio-thek» sagt, auf irgendeine Art in einem ‹Behältnis› aufgestellt oder eben auch aufbewahrt. Justus Lipsius hatte für eine Bibliothek drei Dinge vorausgesetzt: die Bücher, einen Ort und den Schrank («armarium»). Damit kann man Ordnungen erstellen, in denen sich das Vor-Wissen abbildet, und die sich stets in Bewegung befinden, weil sich Einsichten vermehren und auch verändern. Und es ist unschwer einzusehen und nachzuvollziehen, dass aus dieser Notwendigkeit einer irgendwie geordneten Aufstellung sehr schnell die Möglichkeit einer gezielten, beabsichtigten Ordnung entsteht.
Auf diese Weise wird die Bibliothek zum Instrument einer Wissensordnung, als die sie dann auch kulturgeschichtlich ihre Bedeutung gewonnen und konsolidiert hat. Sie ist eine Wissensform par excellence, in der das Wissen nicht nur symbolhaft abstrakt, sondern durch die Bücher selbst konkret gegeben und versammelt ist.