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15

Okt 2015

#1 Facettenreiche Schweiz

«Die Schweiz existiert, ich bin ihr begegnet» I: Schaffung einer nationalen kulturellen Identität

Fernsehstudio, Landesmuseum Zürich

Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK)

Vereinigung der Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker in der Schweiz (VKKS)

Nationale Informationsstelle zum Kulturerbe (NIKE)

Andreas Spillmann, Direktor des Schweizerischen Nationalmuseums, blickt auf die Gründung der von ihm geleiteten Institution zurück, während Ferdinant Pajor, Vizedirektor der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, auf die Gründung des nationalen Kulturgüterinventars eingeht. Beide Ereignisse haben wesentlich zur Entstehung einer helvetischen Nationalkultur beigetragen.

a) Die Gründung des Schweizerischen Landesmuseums

Im März 1884 beauftragte das Eidgenössische Departement des Innern in seiner Antwort auf eine Motion zur Schaffung eines Schweizerischen Landesmuseums die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (die damals noch den Namen «Schweizerische Gesellschaft für die Erhaltung historischer Kunstdenkmäler» trug) mit dem Ankauf einer bestimmten Anzahl Objekte ihrer Wahl, die ins Eigentum der Eidgenossenschaft übergehen sollten. Zu diesem Zweck wurde ein Jahreskredit von jeweils höchstens 50‘000 Franken festgelegt. Parallel dazu wurde die «Eidgenössische Kommission für Erhaltung schweizerischer Altertümer» geschaffen, deren Pflichten und Rechte der damaligen Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK übertragen wurden.

Mit dem Beschluss des Bundesrats von 1891, ein Schweizerisches Landesmuseum mit Sitz in Zürich zu schaffen, erfolgte eine Neuorientierung. Der Erwerb von Altertümern gehörte nun nicht mehr zu den Aufgaben der Gesellschaft, sondern fiel in den Kompetenzbereich des Museums, ebenso wie die Begutachtung der Subventionsgesuche für Ankäufe. Der diesbezügliche Entscheid wurde im März 1892 getroffen.

Die GSK setzte ihre Tätigkeiten in den Bereichen Inventarisierung, Konservierung und Restaurierung historischer Bau- und Kunstwerke sowie bei Grabungen fort.

Die Arbeiten von Johann Rudolf Rahn (1841-1912), der oft als «Vater der schweizerischen Kunstgeschichte» bezeichnet wird, münden schliesslich in der Erstellung eines Konzepts für ein Inventar der schweizerischen Kunstdenkmäler, dessen erster Band schliesslich im Jahr 1927 publiziert wurde.

 

b) Inventar der Kunstdenkmäler der Schweiz

Die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte fühlt sich in ihrer Tätigkeit seit ihrer Gründung eng mit unserem Land verbunden. Sie beschäftigt sich nicht nur intensiv mit seinem Kulturerbe, sondern legt auch grossen Wert auf den Kontakt mit denjenigen Personen, die sich für dessen Pflege einsetzen und wendet sich insbesondere auch an Bürgerinnen und Bürger, die ihre Kenntnisse über dieses Kulturerbe vertiefen möchten.

In diesem Sinne kann gesagt werden, dass die Kultur der Schweiz nicht lediglich eine Frage der Pluralität, sondern eine solche der Begegnungen, «der sanften Konfrontationen» ist. Es sind diese Begegnungen, die nicht auf Eroberung und Absorption ausgelegt sind, sondern in offenem und tolerantem Geiste geführt werden, die es unserem Land ermöglicht haben, eine Kultur «zu begründen» ohne jemals die Eigenheiten ihrer einzelnen Elemente in Frage zu stellen.

Die Reihe «Die Kunstdenkmäler der Schweiz» ist ein nationales Inventar, das 1927 durch die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, einer privaten Gesellschaft mit klar definierten, institutionellen Aufgaben, ins Leben gerufen wurde. Die Finanzierung dieses nationalen Inventars wird durch ein komplexes System gewährleistet, das sich auf die Mitglieder der GSK, die öffentliche Hand und immer mehr auch auf private Mittel über Fundraising abstützt.

Die verschiedenen Projekte der GSK, wie beispielsweise das nationale Inventar der «Kulturgüter» zeichnen sich durch ihre Eigenschaft als Dienstleistung für Institutionen und Privatpersonen aus. Wenn die GSK in ihrer Gründerzeit zum Bewusstsein einer nationalen kulturellen Identität beigetragen hat, so sieht sie sich heute als Motor einer kulturellen Integration in einer ausgesprochen multikulturellen Gesellschaft. Die Tätigkeit der GSK hat somit zum Ziel, einen möglichst einheitlichen und einfachen Zugang zu unserer fantastischen kulturellen Vielfalt zu gewährleisten, welche die Schweiz ausmacht, ohne dabei der Versuchung einer inhaltlichen Vereinheitlichung zu erliegen.

Denkschau

Key Messages aus der Veranstaltung

#1 Facettenreiche Schweiz

Die schweizerische Kultur zeichnet sich nicht nur durch Pluralität aus, sondern auch durch Begegnungen als «sanften Konfrontationen».

15. Oktober 2015

Die schweizerische Kultur zeichnet sich nicht nur durch Pluralität aus, sondern auch durch Begegnungen als «sanften Konfrontationen».

15. Oktober 2015


#1 Facettenreiche Schweiz

«Die Schweiz existiert, ich bin ihr begegnet» I: Schaffung einer nationalen kulturellen Identität

Im Zuge der Verfassung von 1848 weht ein frischer Wind durch den jungen Nationalstaat Schweiz. Einige Bürger·innen befürchten, dass sie ihre Kulturschätze verlieren könnten. Aus dieser Sorge heraus entstand 1880 die «Schweizerische Gesellschaft für die Erhaltung historischer Kunstdenkmäler», die Vorläuferin der heutigen Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK).

Die GSK ist heute zu einer treibenden Kraft der kulturellen Integration in einer eminent multikulturellen Gesellschaft geworden. Sie möchte einen möglichst breiten und einfachen Zugang zur fantastischen kulturellen Vielfalt gewährleisten, welche die Schweiz ausmacht, ohne dabei der Versuchung der Vereinheitlichung zu erliegen.

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